Straftaten auf dem Kiez nehmen zu

„Herzlich Willkommen in der schönsten Stadt der Welt!“ Diese Aussage hören ankommende Besucher oft in Hamburg. Die Hamburger sind stolz auf ihre Stadt – und ihren Kiez. Die Reeperbahn auf St.Pauli hat sich längst international zu einer Marke etabliert. Doch ist es dort noch sicher? Seit Jahren tickern immer wieder Meldungen durch die Medien, die den Touristen und Anwohnern Angst machen.

Ein Koberer (anwerbender Türsteher) lotst ein australisches Paar, mit einem angeblich günstigen Angebot, in eine Tabledance-Bar. Dort bekommen die Leute, ungefragt, eine Pulle Sekt und eine saftige Rechnung über 500 Euro serviert. Als sie sich weigern zu zahlen, werden sie bestohlen und geschlagen. Einige Wochen später wird ein Schwede im Hinterzimmer eines Striplokals mit K.o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt und seine EC-Karte um 8000 Euro erleichtert.

Ein anderer Nachtschwärmer wird, nach seiner Weigerung, die überhöhte Rechnung für nicht bestellten Schampus zu begleichen, zum Geldautomaten „begleitet“. Sein Kumpel muss solange als „Pfand“ in der Bar zurückbleiben.

Reeperbahn VerhaftungDiese und andere Meldungen rund um den Kiez häufen sich. Die Davidwache hat viel zu tun, Hunderte von Anzeigen abzuarbeiten. Die Behörden reagieren mit Schließungen der Nepp-Bars oder dem Entzug der Konzession. Doch was hilft das, wenn ein Strohmann das Geschäft unter einem anderen Namen weiter betreibt? Die Dunkelziffer der Abzockerei liegt wesentlich höher, wie Insider vermuten. Dies bestätigt auch die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Viele Delikte werden nicht zur Anzeige gebracht.

Für den Stadtteil St.Pauli, zu dem die Reeperbahn gehört, wird in der PKS für 2013, ein Anstieg der Gewalttaten um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ermittelt. Nur etwa die Hälfte, der über 1700 gemeldeten Fälle, wurde aufgeklärt. Herrscht Krieg gegen die Besucher auf der sündigen Meile? Abzocke, Schläge und Angriffe. Wer diese Schlagworte hört oder liest, ist zunächst einmal verschreckt.

Dennoch: Nicht alles ist schlecht auf der Meile und nicht jeder Gastronom ist ein Gauner. Das erzählen die vielen glücklichen Besucher, die Hamburg bei Nacht auf dem Kiez erlebt haben. Und genau das möchte Hamburg auch bleiben: Die schönste Stadt der Welt.

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